Angst und angstsymptome

First Night Effect – Schlafpsychologie

Neue Forschungsresultate zum „First Night Effect“

Interessante Erkenntnisse auch für die Behandlung von Schlafstörungen in der Psychotherapie

Basner M, Mueller EW, Plath G, Wenzel J, Samel A
DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, 51147 Köln, Linder Höhe
8. Deutscher Kongress für Schlafforschung und Schlafmedizin, Norderney, 15.-18.10.2000.
Abstract N° 54: Somnologie 4 (Suppl.1): 25.


EINLEITUNG: Schlafarchitektonische Veränderungen in der ersten Labornacht werden als „First Night Effect“ (FNE) bezeichnet. Häufig wird in Laborstudien die erste Nacht aufgrund des FNE von der Analyse ausgeschlossen. In den meisten Studien konnte im Vergleich zur zweiten Nacht eine verlängerte REM-Latenz und vermehrt Stadium WACH gefunden werden. Längerfristige Anpassungseffekte sind jedoch bisher nicht bekannt, da selten mehr als drei aufeinander folgende Nächte untersucht wurden.

METHODEN: In 13 aufeinander folgenden Nächten untersuchten wir bei einer Registrierzeit von 23:00 bis 7:00 Uhr den Einfluss von Fluglärm auf 21 gesunde Menschen (16 w, 5 m, mittleres Alter 38 ± 12 J). Die Nächte 1, 2, 12 und 13 dienten als Kontrollnächte. In den Nächten 3 bis 11 wurde Fluglärm mit äquivalenten Dauerschallpegeln von 31.2 bis 49.6 db(A) eingespielt. Die Analyse erfolgte nach Rechtschaffen und Kales, wobei Movement Time als WACH gewertet wurde. Verglichen wurden die Nächte 1 und 2 bzw. 2 und 13 mit dem t-Test für abhängige Stichproben bei einem Signifikanzniveau von 95%. Nacht 12 wurde auf Grund der möglichen Einflussnahme eines milden Schlafentzugs nicht in die Analyse einbezogen.

ERGEBNISSE: Alle Schlaflatenzen waren in Nacht 2 kürzer als in Nacht 1, die der NREM Schlafstadien signifikant. Zwischen Nacht 2 und 13 ergaben sich keine signifikanten Differenzen mit Ausnahme der REM-Latenz, die mit 58 ± 14,7 versus 98,9 ± 54,6 min in Nacht 13 signifikant kürzer war. Der Anteil der Stadien 3, 4 und REM an der Sleep Period Time (SPT) nahm von Nacht 1 über 2 und 13 kontinuierlich zu. Signifikant war dieser Unterschied jedoch nur für Stadium 4 und die Nächte 1 und 2. Gleichzeitig nahm der Anteil von WACH an der SPT konstant aber nicht signifikant ab. Die Stadien 1 und 2 zeigten in dieser Hinsicht über den beobachteten Zeitraum nur geringe Veränderungen.

DISKUSSION: In dieser Untersuchung konnte bei den Probanden ein FNE beobachtet werden. Der Vergleich von Nacht 2 und 13 hingegen zeigte weder eine signifikante Zunahme des Anteils der Stadien 3, 4 und REM noch eine signifikante Abnahme des WACH-Anteils. Auch eine signifikante Verkürzung der Schlaflatenzen wurde nicht festgestellt. Letzteres gilt jedoch nicht für den REM-Schlaf. Da eine signifikante Verkürzung über die 2. Nacht hinaus beobachtet werden konnte, kann die REM-Latenz möglicherweise, in Bezug auf die Anpassung an ungewohnte Umgebungen, als ein sehr sensitiver Parameter bezeichnet werden. Andererseits könnte die Verkürzung der REM-Latenz durch einen prolongierten und durch Fluglärm induzierten Schlafentzug, der bis in die zweite Erholungsnacht anhält, hervorgerufen sein. Zukünftige Studien mit Kontrollgruppen, die 13 Nächte ohne Fluglärm im Schlaflabor verbringen, werden diese Frage beantworten. Da jedoch, abgesehen von der REM-Latenz, bei der Betrachtung von Nacht 2 und 13 keine signifikanten Veränderungen der Schlafarchitektur festgestellt werden konnten, reichte in dieser Untersuchung an gesunden Probanden eine Nacht für die Gewöhnung an die Laborumgebung und das Tragen der Sensoren aus.

Quelle: http://www.dlr.de/me/en/DesktopDefault.aspx/tabid-1757/2745_read-4173/


Weitere Links zum Thema First Night Effect:

Stabilisierungstechniken

Konstruktivismus und Realität

Woher wissen wir, was Realität ist?

Diese Frage stellt sich der Schauspieler Christoph Waltz. Ein Psychologieprofessor, ein Astrophysiker und ein Medienwissenschaftler versuchen ihm zu antworten.

»Die Realität ist nur eine Interpretation des Gehirns. Nehmen wir als Beispiel die Farbe Rot. Eigentlich sind es die Hirnzellen, die ein Wirrwarr von Lichtstrahlen so ordnen, dass wir uns orientieren können. Rot ist eine Erfindung des Hirns, das Wellenlängen als Farbe deutet. Diese Funktion ist im Lauf der Evolution entstanden, weil sie schon vor Jahrtausenden nützlich war, etwa damit Menschen im Dschungel Früchte erkennen konnten. Optische Täuschungen beweisen, wie sehr das Gehirn mogelt: In dem Versuch, Ordnung zu schaffen, sehen wir Dinge, die so gar nicht da sind. Der Blick durch ein Mikroskop überzeugt, dass die Welt völlig anders ist, als bloße Augen sie sehen. Wie sehr Realität eine Frage subjektiver Interpretationen ist, zeigen auch Träume und Halluzinationen, die man oft als echt erlebt.«

Wenn Trauer zur Krankheit wird – Studie

Trauer im Blick zurück – über pathologische Trauerverläufe

 

Die Leipziger Universitätsmedizin verfügt über einen in Deutschland wohl einzigartigen Studienbereich: die Trauerforschung. Noch wurde das Leiden nicht in die internationale Klassifikation für Krankheiten aufgenommen. Doch schon jetzt steht fest: Prolongierte Trauer, so der meist verwendete Fachbegriff für überdurchschnittlich lang anhaltende Trauer, unterscheidet sich von anderen psychischen Erkrankungen wie Depression oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Und sie führt zu gesundheitlichen Risiken: Herz-Kreislauferkrankungen oder spätere Depressivität können die Folge sein.

 

Ein Fall hat Prof. Dr. med. Annette Kersting sehr berührt. Ein junges Paar hatte sein Kind durch eine Totgeburt verloren, doch die Mutter hörte das Baby im Nebenzimmer weinen. „Es war klar, dass es keine psychotische Störung war“, erzählt die Psychosomatikerin. „Denn die Patientin wusste, dass ihr Kind nicht lebend zur Welt gekommen war. Sein Weinen war eine Trauerhalluzination.“

Auch vor dem Hintergrund dieses Erlebnisses entwickelte die Ärztin eine groß angelegte Studie zur Trauer. Sie untersuchte den Trauerverlauf bei Frauen, die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren hatten. Später zeigte sie mit Hilfe der Computertomografie, dass Trauerschmerz dieselben Areale im Gehirn aktiviert wie körperliche Schmerzen. Zu weiteren Projekten gehörte auch ein Internet-Therapieprogramm für die Patientinnen. Hier konnte die Wissenschaftlerin nachweisen, dass ein Jahr nach Beendigung der Therapie das Trauererleben, aber auch Angstzustände und Depressionen durch die strukturierte psychotherapeutische Behandlung per E-Mail abgenommen hatten. „Die Internet-Therapie ist eine effektive Methode, die Trauer zu bewältigen, auch wenn sie sicher nicht für alle Patienten eine herkömmliche psychotherapeutische Behandlung ersetzt“, sagt die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig.

Frühestens nach sechs Monaten feststellbar

In einer epidemiologischen Studie zeigte sie, dass 6,7 Prozent der deutschen Bevölkerung, die einen Verlust erlebt haben, eine pathologische Trauer entwickeln. Erst seit zwei bis drei Jahrzehnten wird dieses Krankheitsbild insbesondere von amerikanischen Wissenschaftlern zunehmend beforscht. Leitlinien zur Diagnostik wurden entwickelt, etwa dass krankhafte Trauerverläufe frühestens sechs Monate nach dem Verlust festgestellt werden können. Bis dahin kann die Trauersymptomatik eine große Bandbreite aufweisen. Wenn der Trauernde nach sechs Monaten weiterhin im Trauerprozess gefangen ist, sich intensiv nach dem Verstorbenen sehnt, sein Leben als sinn- und bedeutungslos empfindet und nicht in das aktuelle Leben zurückfindet, ist eine Therapie zur Bewältigung der Trauer angezeigt.

Trauerforschung mit Angehörigen von Suizidopfern

Auch in ihrem aktuellen Forschungsprojekt greift Kersting auf das Internet zurück. Ab Frühjahr 2015 wird sie, unterstützt von der Roland-Ernst-Stiftung, zwei Jahre lang die Trauerbewältigung von Angehörigen von Suizidopfern untersuchen. „Wir gehen davon aus, in dieser Zeit etwas 60 Patienten behandeln zu können“, skizziert die Wissenschaftlerin das Studiendesign. Im Rahmen eines fünfwöchigen Behandlungsprogrammes werden den Patienten in drei Phasen strukturierte Schreibaufgaben gestellt. Die E-Mails werden auf einer geschützten Internetplattform innerhalb von 24 Stunden ……

 

Weiterlesen: http://www.zv.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion/nachrichten.html?ifab_modus=detail&ifab_id=5800

Liebe im Alter und in der Zukunft

Sicherheit in der Liebe gibt es nicht

„Liebe ist nicht sicher. Gott sei Dank!“

Ein interessantes Interview mit Paartherapeut Ulrich Clement der uns erklärt, warum wir trotz Trennungen an die große Liebe glauben und was wir aus gescheiterten Beziehungen lernen können.

 


Interview: Leonie Seifert
12. April 2016, 7:36 Uhr ZEIT Campus Nr. 2/2016, 9. Februar 2016 28 Kommentare

ZEIT Campus: Herr Clement, eine neue Kollegin von mir hat seit Anfang des Studiums denselben Freund. Ist es ungewöhnlich, dass sich jemand so früh festlegt?

Ulrich Clement: Es gibt unterschiedliche Liebestypen: eher treue und beständige Menschen, die auch mal eine Krise durchstehen. Und andere, die sagen: Wenn es nicht klappt, trenne ich mich eben. Aber Sie haben recht, es hängt auch von Alter und Lebensphase ab, ob Beziehungen lange halten. Junge Paare trennen sich schneller, wenn sie Probleme haben. Sie wissen ja, dass sie noch Zeit haben, jemand anderen zu finden. Und wer mit Anfang 20 häufig den Partner wechselt, kann mit 40 vielleicht auch besser zur Ruhe kommen.
ZEIT Campus: Wer sich heute austobt, kann sich also später besser festlegen?

Clement: So einfach ist es nicht. Es gibt diese Variante. Es kann aber auch sein, dass man sich heute austobt und hinterher niemanden mehr findet. Oder dass Ihre Kollegin zwar jetzt fest gebunden ist, aber später abenteuerlustig wird. Stellen Sie sich das erotische Leben eher in Phasen vor: Man ist nicht mit 15 Jahren ein verlässlicher Typ und bleibt das bis 85. Im Laufe des Lebens verändern sich die Vorstellungen. In manchen Phasen wünscht man sich einen festen Partner, in anderen nicht.

 

ZEIT Campus: Viele Studien zeigen, dass sich fast jeder die große Liebe wünscht, die für immer hält, Alte, Junge, Männer, Frauen.

Clement: Stimmt, und jedes Mal, wenn man sich verliebt, denkt man wieder: Diese Liebe ist unendlich. Die Vorstellung der Unendlichkeit ist ein großer Motor im menschlichen Verhalten und nicht totzukriegen. Obwohl man immer wieder die Erfahrung macht, dass die Liebe enden kann. Darin unterscheiden sich die Menschen recht wenig. Sie denken: So ein tolles Gefühl hatte noch nie jemand. Das ist eine witzige Paradoxie: Die Einzigartigkeit …….

 

Weiterlesen: http://www.zeit.de/campus/2016/02/beziehung-sicherheit-ulrich-clement-interview

13 Tipps für mehr Konzentration

Zu wenig geschlafen, eine neue Liebe oder einfach eine zerstreute Phase. Wir alle haben Tage, an denen es schwer fällt, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Doch wer sich nicht konzentriert, wird unproduktiv.

Mit den richtigen Tricks verliert ihr aber auch im größten Stress nicht den Faden und arbeitet so fokussiert wie nie.

1. Vermeidet Multitasking

Schnell noch eine E-Mail verschickt, während man den Kunden schon am Telefon berät. Ein geschickter Multitasker bei der Arbeit wirkt schon beeindruckend. Laut einer Stanford-Studie aus dem Jahr 2009 zahlen die vermeintlichen Übermenschen aber einen großen Preis. Denn in dem Versuch zeigte sich, dass Leute, die sich viel im Multitasking versuchen, ein schlechteres Gedächtnis und eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne haben, als Menschen, die sich jeweils nur auf eine Aufgabe konzentrieren. „Multitasker reagieren auf Irrelevantes. Auf alles, was sie ablenkt“, erklärte der Leiter der Studie Clifford Nass.

2. Meditiert

„Übung macht den Meister“, heißt es bereits im Volksmund — zu Recht. Wer sich stärker auf seine Arbeiten fokussieren will, kann durch Meditation nämlich seine Konzentrationsfähigkeit trainieren. Das bestätigt unter anderem eine Studie der Universität North Carolina. In der Untersuchung zeigte sich, dass Studenten, die täglich 20 Minuten meditierten, in kognitiven Tests überdurchschnittlich abschnitten.

3. Schlüpft in die Sportschuhe

Sport ist nicht nur gut für die körperliche Fitness, sondern auch für die geistige. Denn die körperliche Ertüchtigung macht unser Gehirn leistungsfähiger — und verbessert damit unser Gedächtnis und unsere mentalen Fähigkeiten, erklärt John Ratey, Professor für klinische Psychiatrie an der Harvard Medical School.

 

Weiterlesen unter: Konzentration Studien und Tipps

Weitere Tips: https://www.healthambition.com/how-to-improve-concentration/

Onlinecoaching ortsunabhängig

Sympathische Menschen – Studie zu Eigenschaften

Sympathische Menschen – was macht sie aus? Wir alle kennen sie. Diese Menschen mit dem gewissen Etwas — die uns sofort in ihren Bann ziehen und von Anfang an sympathisch sind. Eine Studie zu Persönlichkeitseigenschaften

Sie sind die wenigen Glücklichen, Gesegneten. Wir glauben, es liegt an ihrer Natürlichkeit, ihrem guten Aussehen oder an außergewöhnlichen Talenten. Nur zu leicht wollen wir dem Glauben schenken. Es ist bequem zu sagen: Daran lässt sich ohnehin nichts ändern. Doch ab jetzt haben wir keine Ausreden mehr: Dr. Travis Brandberry ist Co-Autor des Bestsellers „Emotionale Intelligenz 2.0“. Er hat in einem Artikel für LinkedIn die zwölf wichtigsten Unterschiede zwischen Allerwelts-Menschen und den uns extrem sympathischen zusammengefasst.

Wir können sehr wohl beeinflussen, ob wir sympatisch sind. Es ist eine Frage unserer Emotionalen Intelligenz.

In einer Studie der University of California mussten Probanden 500 Eigenschaften in Bezug auf Sympathie bewerten. Überraschenderweise hatten die Top-10 der genannten Adjektive nichts mit Intelligenz, Attraktivität oder Geselligkeit zu tun. Stattdessen drehten sie sich um Ehrlichkeit, Transparenz und Verständnis für andere Menschen.

Die genannten Adjektive beschreiben Menschen, welche eine hohe Emotionale Intelligenz besitzen, besonders in Bezug auf ihre sozialen Fähigkeiten. „TalentSmart“ hat Daten von mehr als einer Million Menschen gesammelt. Das Ergebnis war mehr als eindeutig. Menschen mit hohem EQ sind nicht nur extrem sympathisch, sondern schneiden auch im Job wesentlich besser ab.

 

Hier sind die zwölf wichtigsten Verhaltensweisen sympathischer Menschen:

1. Interesse zeigen
2. Smartphones bleiben in der Tasche
3. Ehrlichkeit ist ein Muss
4. Für Neues offen sein
5. Nicht im Rampenlicht stehen
6. Seiner Meinung treu bleiben
7. Positive Körpersprache
8. Ein starker erster Eindruck
9. Sprecht Menschen mit Namen an
10. Das Lächeln
11. Wissen, wie man andere berührt
12. Leidenschaft und Spaß

 

Weiterlesen der Beschreibungen: Sympathische Menschen

Psychotherapie Chur

Nach bestem Wissen und Gewissen

Grosse Worte, blumige Gefühlsäusserungen und grenzenlose Versprechen prägen unsere Botschaften in Liebesbeziehungen. Habe ich dir schon gesagt wie lieb ich dich habe und weisst du, dass ich alles für dich tun würde?

Trotz aller Romantik und emotionaler Hingabe stellt hingegen die Arterhaltung vorwiegend die Grundbasis für das Paarungsverhalten aller Lebewesen dar, dies gilt auch für den Menschen. Wir sind so programmiert, obwohl wir heute mit unseren Idealen und Zielen, mit den Möglichkeiten der individuellen Lebensgestaltung und Familienplanung meist an ganz andere Dinge denken. Zur gelebten Liebe gehört dementsprechend auch eine gute Portion ‘Beziehungsmarketing’. Dieses betreiben wir bei aller Ehrlichkeit unserer Zuwendung und Liebe auch bewusst zielorientiert. Es liegt uns daran, dass wir in unserem Sinne verstanden werden und so das Weiterbestehen der Beziehung sichern können.
Die menschliche Kommunikation bietet dazu eine riesige Palette von Haltungen und Handlungsmöglichkeiten von selbstlos-aufopfernder Hingabe bis hin zur kalkuliert-hinterhältigen Manipulation des Gegenübers.
In jeder menschlichen Beziehung begegnen sich zwei Lebensgeschichten mit unterschiedlichen Erfahrungen, die zu ebenso unterschiedlichen Konstrukten und Bildern dessen führen was sein soll. Dies ist reizvoll, spannend und gleichzeitig herausfordernd, weil die Frage sich bewusst oder unbewusst stellt – ‚Inwieweit passe ich mich mit meinem Eigenen dem des Anderen an ohne mich selbst zu verlieren und wie kann ich das wertvolle Gemeinsame am besten leben und gedeihen lassen?‘

 

Nach bestem Wissen und Gewissen

Moralisches Handeln nach dem kategorischen Imperativ, welchen Kant postuliert hat, fordert dabei einerseits die Orientierung an möglichst allgemeinen Ansprüchen, wie sie in unserer Gesellschaft gelten. Andererseits habe in diesem Beurteilungsprozess der Mensch auch sich selbst gegenüber verantwortlich zu handeln. D.h. wir sind immer wieder gefordert zu prüfen was uns vernünftig erscheint und zu überdenken was gleichzeitig allgemein akzeptiert ist. Das klingt weit komplizierter als es wirklich ist und gelebt wird, weil wir es tagtäglich tausende von Malen intuitiv tun – spontan und scheinbar unreflektiert. Trotzdem werden wir auch immer wieder vor Situationen gestellt, in denen wir bewusst und unter Befragung unseres Gewissens gefordert sind zu entscheiden, unseren Nächsten und Liebsten gegenüber, aber auch in Bezug auf Fragen in anderen Lebensbereichen wie Beruf und Öffentlichkeit.
Wir erhalten zu diesen Fragen nirgendwo die allgemeingültigen und wegweisenden Antworten und sind dabei auf uns selbst zurückgeworfen. Dementsprechend müssen wir auf dem Hintergrund unserer sozialen Umwelt und unseres Wertesystems für unser Handeln einstehen. Die Reflexion im Rahmen einer Psychotherapie oder Paartherapie kann dabei unterstützend sein.
Wenn wir diese Kultur des Bewusstseins in Bezug auf diese genannten Aspekte und die daraus resultierende Verantwortung uns selbst und unseren Mitmenschen gegenüber verlieren, so verraten wir uns schlussendlich selbst. Oder positiv formuliert, wir dürfen und sollen selbstverantwortlich für uns und für das Gemeinsame entscheiden – und das ist wunderbar.

 

Erschienen als Kolumne in der SO Februar 2016 – ‚Nach bestem Wissen und Gewissen‘