Panikattacken bewältigen – Den überflutenden Ängsten in die Augen schauen

Panikattacken sind körperliche und psychische Reaktionen auf sonst alltägliche Situationen, welche von den Betroffenen als sehr belastend und nicht zu bewältigen erlebt werden.   Die Welt in der wir uns sonst vertrauensvoll bewegen wird unsicher und unberechenbar. Es muss ständig damit gerechnet werden, dass die mächtige Angst aufkommt und nicht mehr kontrolliert werden kann. Dieser Kontrollverlust wird zudem als beschämend und sich selbst disqualifizierend erlebt. Weil Partner, Familie und Freunde meist auch Einschränkungen wegen der Panikattacken hinnehmen müssen, droht auch eine soziale Vereinsamung, welche die Symptomatik zusätzlich verstärken kann.

Wie können Panikattacken entstehen?

Wie bei allen psychischen Verhaltensauffälligkeiten ist die Suche nach der Ursache von Panikattacken und Panikstörungen meist schwierig und auch wenig zielführend. Steht jedoch ein klar erkennbares traumatisierendes Ereignis oder eine traumatisierende Phase im Raum, so können die Symptome auch als Strategien verstanden werden, das Erlebte zu verarbeiten und in seiner Kraft zu bewältigen. Grundsätzlich bedingen sich Faktoren des sozialen Umfeldes, die persönliche Verletzbarkeit und aktuelle Umfeldsituationen gegenseitig. Die Grafik veranschaulicht die Dynamik von Auslöser über Gedanken, Gefühlen und Reaktionen in ihrer Rekursivität.

Bedingungsvariablen bei Panik und Angst

Panikattacken – Copyright psyaspect

Glaubenssätze rund um Panikattacken

Meist fühlen sich Menschen ganz allein gelassen mit der Unsicherheit und den vielen Fragen rund um das Erleben mit ihren Ängsten. Es fällt ihnen schwer über das zu sprechen was sie erleben. Folgende Fehlannahmen sollten vermieden werden:

  • Ich bin unfähig, denn niemand sonst erlebt Ähnliches!

Viele Menschen tragen Ängste mit sich herum und viele erleben regelmässig Panikattacken. Nur sprechen wenige darüber.

  • Ich bin verloren – es wird nie wieder gut!

Das ist ein Gefühl, das die meisten Betroffenen kennen. Hier liegt die Chance von kleinen Schritten, welche wieder den Glauben an sich selbst und seinen Einfluss auf das Geschehen zurückgeben können. Alles mit einem grossen Kraftakt zu verändern gelingt meist nicht, man überfordert sich und macht wieder die Erfahrung, dass es nicht geht. Dabei gilt: Jeder Schritt sich selbst würdigen und immer weitergehen durch die Angst hindurch.

  • Ich schaffe das schon alleine, wenn ich nur die entsprechenden Situationen vermeiden kann!

Diese Haltung ist zwar anerkennenswert, weil sie den kleinen Glauben in sich trägt, dass man selbst etwas machen kann. Das alleine machen stellt jedoch oft eine Überforderung dar und kann dann in die sich ständig weiter ausbreitende Strategie führen, dass mehr und mehr Situationen vermieden wird. Der Lebensspielraum wird immer enger und es kann der Angst nicht mehr in die Augen geschaut werden – sie gewinnt dadurch mehr und mehr an Macht.

  • Ich kann mir keine Hilfe holen, was sollen die Anderen von mir denken?

Viele Menschen tragen viele Jahre ihre das wissen um ihre Panikattacken mit sich herum, ohne andere einzuweihen. Diese Angst muss auch überwunden werden, denn es braucht ein Gegenüber, um Selbst- und Fremdbild überprüfen zu können. Alle haben ein Recht darauf Unterstützung zu fordern, dafür sind Familie, Freunde und auch Fachleute da.

Wichtig: Wir wissen alle – die Angst alleine kann uns nichts antun!

Definition nach Internationaler Klassifikation gemäss ICD-10, F41.0: Panikstörung:Hohe psychische Belastung durch Panik

Das wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Wie bei anderen Angsterkrankungen zählen zu den wesentlichen Symptomen plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). Oft entsteht sekundär auch die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden.   Panikattacken entwickeln sich und werden dann plötzlich als solche wahrgenommen. Gleichzeitig werden sie durch körperliche Signale begleitet. So kommen oft Herzpochen, Schwindel oder auch Übelkeit vor. Diese körperlichen Symptome werden dann als ‚sicheres‘ Signal interpretiert, dass jetzt eine Panikattacke kommt. Als Folge kommen die konkreten Ängste hinzu, dass Betroffene vollends die Kontrolle über sich verlieren könnten indem sie ohnmächtig werden, erbrechen oder sonst wie zusammenbrechen.

Die Psychotherapie beinhaltet vorerst wichtige Informationen zum Syndrom Panikattacken. Es gilt weiter zu evaluieren, was verstärkende Einflussfaktoren sind und wie diese ihre Wirkung entfalten. Die Betonung dessen was im Leben auch gut läuft und als Ressource zur Verfügung steht ist wichtig. So sind Verständnis und Wertschätzung möglich, die den Glauben an die Veränderungsmöglichkeiten auch unterstützen. Ob die kleinen Schritte angegangen werden oder angstauslösende Situationen in heftigen und fachlich gut begleiteten Expositionen angegangen werden, ist in der Psychotherapie individuell abzuwägen. Entspannungs- und Stabilisierungstechniken sind weitere Bausteine der Intervention.

Hier eine Seite erstellt von von Andreas Humbert, einer betroffenen Person: https://www.meinwegausderangst.de/panikattacken/

© psyaspect – Reto Mischol M Sc / Coaching, Paartherapie und Psychotherapie Chur