Zwischen Solidarität und angepasstem Opportunismus

Ob in der kleinen Zelle unseres Alltages oder auch in gesellschaftlichen Kontexten, wir Menschen sind auf Sicherheit und Geborgenheit gebende Strukturen angewiesen, um motiviert und erfolgreich unseren Einsatz für das Gemeinwohl zu leisten. Die Kraft, welche uns das Vertrauen ins Vorwärtsgehen schenkt liegt in der gegenseitigen Erkennbarkeit und seiner Echtheit.

Wo Menschen sind, sind Konkurrenz, Liebe, Vernachlässigung und vieles mehr zu Hause. Wir sind auf den Austausch mit unserer Umwelt angewiesen, um uns orientieren zu können und im besten Fall Stabilität und Selbstvertrauen zu erlangen. Was jedoch, wenn nicht nur Offenheit und Transparenz uns im Umgang mit den Anderen, den Themen des Lebens und unserer Welt leiten? Wenn diplomatisches und strategisches Vorgehen angezeigt ist, wenn die hohe Kunst der Kommunikation gefordert ist. Intransparenz in menschlichen Beziehungen lässt die Grenzen zwischen Realem und verborgenem Streben verschwimmen und das Wissen um Gut und Böse versinkt im Nebel der Anpassung.

Unabhängig vom Kontext, ob in Paarbeziehung, Familie, Beruf oder im öffentlichen Leben. Immer wieder stellt sich uns die Frage: Wodurch lassen wir uns leiten und wie aufrichtig gehen wir diesen Weg? Wie ehrlich sollen wir uns als Teil des Anliegens eingeben und damit sichtbar machen, welche Haltungen und Absichten wirklich unsere eigenen sind?

In diesem Sinne haben Paarbeziehungen nur Bestand, wenn auch Worte für Schwieriges gefunden werden können, wenn beide sich offen begegnen können und nicht Sprachlosigkeit und Verbitterung sich ausbreiten können. In Familien sind wir als Eltern ein Modell für das was unsere Kinder in ihre Zukunft mitnehmen und wie sie die kommende Welt gestalten werden. In beruflichen Beziehungen steht meist die Erfüllung eines gemeinsamen Auftrages im Zentrum. Im öffentlichen Diskurs spricht man von Aufrichtigkeit und Zivilcourage, die gefordert sind, um Solidarität in unserer Gesellschaft überhaupt erst möglich werden zu lassen.

Um gemeinsame Ziele und damit das Wohl aller gedeihen zu lassen sind hohe Anforderungen an unsere soziale Kompetenz, die Fähigkeit zu transparenter Kommunikation und an eine Integrität gefordert, die nicht nur sich selbst und die eigenen Interessen in den Vordergrund stellt.

Halten wir kurz inne und denken über uns selbst und unseren Tanz zwischen den Schauplätzen des Lebens nach. Es tut dabei gut sich zu fragen: Erkenne ich mich dabei noch selbst und wenn ja, gefällt mir das was ich sehe?

Erschienen in der SO 15. Dezember 2015