Bedeutung von Freundschaften

Freunde fürs Leben wünschen sich die meisten Menschen

Wissenschaftlich sind Freundschaften und ihre gesellschaftliche Bedeutung aber bisher wenig gewürdigt worden, sagt der Soziologe Dr. Janosch Schobin von der Uni Kassel. Mit anderen Forschern hat er gerade ein Buch über „Freundschaft heute“ herausgegeben.

 

Interview

Wie sind Sie auf das Forschungsthema Freundschaft gekommen?

Dr. Janosch Schobin: Ich bin als Kind viel umgezogen, weil meine Eltern in der Entwicklungshilfe tätig waren. Ich war auf sechs Schulen in drei Ländern. Also musste ich immer neue Freunde finden und konnte alte nicht mehr sehen. Akademisch habe ich das Thema dann sozusagen als unbestelltes Feld wiederentdeckt. In der Soziologie wird traditionell vor allem zu Dingen geforscht, die sozialstaatlich relevant sind. Und Freundschaft ist nicht in dieses System eingebettet.

Viele Menschen kennen ihre besten Freunde länger als ihren Partner. Hat Freundschaft nicht sogar einen höheren Stellenwert als Liebe?

Schobin: Das ist eine Frage der subjektiven Einschätzung. Bei Umfragen werden Freunde als genauso wichtig wie Familie oder Partnerschaft eingestuft. Ein kleiner Prozentsatz, etwa fünf bis zehn Prozent, findet Freunde tatsächlich wichtiger. Das hängt auch vom Lebensalter ab: In der Jugend spielen Freunde meist eine größere Rolle als beispielsweise in der Phase der Familiengründung.

Welche Bedeutung hat Freundschaft für die Gesellschaft?

Schobin: Freundschaft gilt in unserer Gesellschaft als zweckentlasteter sozialer Bereich. Die Idee aus der Aufklärung, dass Freundschaft eine Beziehung jenseits der Nützlichkeit ist und gerade deshalb einen besonderen Wert hat, setzte sich in Deutschland Mitte des 20. Jahrhunderts durch. Noch in der Nachkriegszeit hatten Freunde durchaus auch eine praktische Funktion: Sie sollten einem helfen und in Notlagen zur Seite stehen. Mit der Expansion des Sozialstaats und Entwicklung zur Wohlstandsgesellschaft wurden Freundschaften von Nützlichkeitserwartungen entlastet. Allerdings löst sich dieses Freundschaftsideal langsam wieder auf.

Weil Freunde zunehmend zur Ersatzfamilie werden?

Schobin: Gewissermaßen. In einer alternden Gesellschaft, in der es kaum noch kinderreiche Familien gibt, dafür aber hohe Scheidungsquoten und viele Singles, stellt sich die Frage, wer mit uns den Lebensabend verbringt. Da kommt Freundschaft wieder als etwas Nützliches ins Spiel. Die Vorstellung, ………..

 

Weiterlesen: https://www.hna.de/kassel/universitaet-kassel-org306269/kasseler-soziologe-janosch-schobin-ueber-bedeutung-freundschaften-6738356.html

Eifersucht und Angst vor Verlust

Eifersucht in Paarbeziehungen ist verunsichernd und für die Betroffenen sehr schmerzhaft. Für das Paar kann sie mit ihrer Angstkomponente eine zerstörerische Energie entfalten. Die Angst vor Liebesverlust ist auch eine Verlustangst, welche als Gefühl meist nur sehr schwer zu moderieren ist. Das Schöne daran ist – Eifersucht ist ein Zeichen dafür, dass es jemanden gibt der einem nicht gleichgütig ist. Gelingt es nicht diese Gefühle paarverträglich zu leben und auch die auslösenden Faktoren zu klären, so kann professionelle Hilfe im Sinne einer Paartherapie oder Psychotherapie hilfreich sein.

Der folgende Zeit-Artikel zeigt Zusammenhänge auf.

1. Entstehung

So gut wie jeder weiß, wie sich Eifersucht anfühlt. Nicht einmal Tiere bleiben davon verschont, wie sich vor Kurzem in einem Experiment der Universität San Diego in Kalifornien zeigte: Dort machten Hunde auf sich aufmerksam, wenn Herrchen oder Frauchen sich mit einem Stoffhund beschäftigte, der auf Knopfdruck mit dem Schwanz wedelte. Die Forscher sehen es als Bestätigung dafür, dass Eifersucht im Bereich der Instinkte angesiedelt ist. Bei uns Menschen sieht das ganz ähnlich aus: Schon Charles Darwin schilderte, wie sein 15 Monate junger Sohn William sofort reagierte, wenn Papa Charles seine Aufmerksamkeit einer Puppe widmete. Darwins Beobachtung wurde seitdem in vielen Studien bestätigt. Schon zwei Minuten emotionale Abwendung reichen aus, um Sprösslingen Zeichen von Beunruhigung zu entlocken, zeigte zum Beispiel eine Untersuchung von 2004. Im Laufe des Lebens reift die Eifersucht weiter in uns heran, kann wachsen und gedeihen. Enttäuschungen oder Vertrauensbrüche bieten ihr dabei einen idealen Nährboden.

Nüchtern betrachtet, entsteht Eifersucht, wenn das Terrain einer Zweierbindung von außen bedroht zu sein scheint. Freundschaften und Geschwisterbeziehungen sind davon betroffen – doch niemand nimmt das Gefühlschaos so intensiv wahr wie Verliebte. Sobald die Aufmerksamkeit des Partners bei jemand anderem verweilt, ist die Eifersucht nicht weit. Damit sind die drei Hauptakteure im Spiel der Eifersucht besetzt: der Eifersüchtige, der Geliebte und der Eindringling.

2. Merkmale

Eifersucht ist der Auslöser für die unterschiedlichsten Emotionen. Wir empfinden Wut gegenüber Widersachern, sind tieftraurig nach den kleinsten Vertrauensbrüchen, haben Angst bei jedem Abschied. Gute Bekannte der Eifersucht sind Neid und Missgunst, oft beziehen diese sich jedoch auf materielle Dinge wie das Gehalt des Kollegen oder das Haus des Nachbarn.

Trotz ihres Namens hat die Eifersucht allerdings nichts mit einem Suchtverhalten zu tun: Der Begriff setzt sich aus den althochdeutschen Worten für bitter oder herb (eiver) und Krankheit oder Seuche (suht) zusammen. Ist Eifersucht also eine Krankheit, die einer besonderen Behandlung bedarf? In der Praxis ……. .

Weiteresen: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2016/04/beziehungen-liebe-eifersucht-partner-gefuehle-instinkt

Liebe im Alter und in der Zukunft

Sicherheit in der Liebe gibt es nicht

„Liebe ist nicht sicher. Gott sei Dank!“

Ein interessantes Interview mit Paartherapeut Ulrich Clement der uns erklärt, warum wir trotz Trennungen an die große Liebe glauben und was wir aus gescheiterten Beziehungen lernen können.

 


Interview: Leonie Seifert
12. April 2016, 7:36 Uhr ZEIT Campus Nr. 2/2016, 9. Februar 2016 28 Kommentare

ZEIT Campus: Herr Clement, eine neue Kollegin von mir hat seit Anfang des Studiums denselben Freund. Ist es ungewöhnlich, dass sich jemand so früh festlegt?

Ulrich Clement: Es gibt unterschiedliche Liebestypen: eher treue und beständige Menschen, die auch mal eine Krise durchstehen. Und andere, die sagen: Wenn es nicht klappt, trenne ich mich eben. Aber Sie haben recht, es hängt auch von Alter und Lebensphase ab, ob Beziehungen lange halten. Junge Paare trennen sich schneller, wenn sie Probleme haben. Sie wissen ja, dass sie noch Zeit haben, jemand anderen zu finden. Und wer mit Anfang 20 häufig den Partner wechselt, kann mit 40 vielleicht auch besser zur Ruhe kommen.
ZEIT Campus: Wer sich heute austobt, kann sich also später besser festlegen?

Clement: So einfach ist es nicht. Es gibt diese Variante. Es kann aber auch sein, dass man sich heute austobt und hinterher niemanden mehr findet. Oder dass Ihre Kollegin zwar jetzt fest gebunden ist, aber später abenteuerlustig wird. Stellen Sie sich das erotische Leben eher in Phasen vor: Man ist nicht mit 15 Jahren ein verlässlicher Typ und bleibt das bis 85. Im Laufe des Lebens verändern sich die Vorstellungen. In manchen Phasen wünscht man sich einen festen Partner, in anderen nicht.

 

ZEIT Campus: Viele Studien zeigen, dass sich fast jeder die große Liebe wünscht, die für immer hält, Alte, Junge, Männer, Frauen.

Clement: Stimmt, und jedes Mal, wenn man sich verliebt, denkt man wieder: Diese Liebe ist unendlich. Die Vorstellung der Unendlichkeit ist ein großer Motor im menschlichen Verhalten und nicht totzukriegen. Obwohl man immer wieder die Erfahrung macht, dass die Liebe enden kann. Darin unterscheiden sich die Menschen recht wenig. Sie denken: So ein tolles Gefühl hatte noch nie jemand. Das ist eine witzige Paradoxie: Die Einzigartigkeit …….

 

Weiterlesen: http://www.zeit.de/campus/2016/02/beziehung-sicherheit-ulrich-clement-interview

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Sympathische Menschen – Studie zu Eigenschaften

Sympathische Menschen – was macht sie aus? Wir alle kennen sie. Diese Menschen mit dem gewissen Etwas — die uns sofort in ihren Bann ziehen und von Anfang an sympathisch sind. Eine Studie zu Persönlichkeitseigenschaften

Sie sind die wenigen Glücklichen, Gesegneten. Wir glauben, es liegt an ihrer Natürlichkeit, ihrem guten Aussehen oder an außergewöhnlichen Talenten. Nur zu leicht wollen wir dem Glauben schenken. Es ist bequem zu sagen: Daran lässt sich ohnehin nichts ändern. Doch ab jetzt haben wir keine Ausreden mehr: Dr. Travis Brandberry ist Co-Autor des Bestsellers „Emotionale Intelligenz 2.0“. Er hat in einem Artikel für LinkedIn die zwölf wichtigsten Unterschiede zwischen Allerwelts-Menschen und den uns extrem sympathischen zusammengefasst.

Wir können sehr wohl beeinflussen, ob wir sympatisch sind. Es ist eine Frage unserer Emotionalen Intelligenz.

In einer Studie der University of California mussten Probanden 500 Eigenschaften in Bezug auf Sympathie bewerten. Überraschenderweise hatten die Top-10 der genannten Adjektive nichts mit Intelligenz, Attraktivität oder Geselligkeit zu tun. Stattdessen drehten sie sich um Ehrlichkeit, Transparenz und Verständnis für andere Menschen.

Die genannten Adjektive beschreiben Menschen, welche eine hohe Emotionale Intelligenz besitzen, besonders in Bezug auf ihre sozialen Fähigkeiten. „TalentSmart“ hat Daten von mehr als einer Million Menschen gesammelt. Das Ergebnis war mehr als eindeutig. Menschen mit hohem EQ sind nicht nur extrem sympathisch, sondern schneiden auch im Job wesentlich besser ab.

 

Hier sind die zwölf wichtigsten Verhaltensweisen sympathischer Menschen:

1. Interesse zeigen
2. Smartphones bleiben in der Tasche
3. Ehrlichkeit ist ein Muss
4. Für Neues offen sein
5. Nicht im Rampenlicht stehen
6. Seiner Meinung treu bleiben
7. Positive Körpersprache
8. Ein starker erster Eindruck
9. Sprecht Menschen mit Namen an
10. Das Lächeln
11. Wissen, wie man andere berührt
12. Leidenschaft und Spaß

 

Weiterlesen der Beschreibungen: Sympathische Menschen

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Nach bestem Wissen und Gewissen

Grosse Worte, blumige Gefühlsäusserungen und grenzenlose Versprechen prägen unsere Botschaften in Liebesbeziehungen. Habe ich dir schon gesagt wie lieb ich dich habe und weisst du, dass ich alles für dich tun würde?

Trotz aller Romantik und emotionaler Hingabe stellt hingegen die Arterhaltung vorwiegend die Grundbasis für das Paarungsverhalten aller Lebewesen dar, dies gilt auch für den Menschen. Wir sind so programmiert, obwohl wir heute mit unseren Idealen und Zielen, mit den Möglichkeiten der individuellen Lebensgestaltung und Familienplanung meist an ganz andere Dinge denken. Zur gelebten Liebe gehört dementsprechend auch eine gute Portion ‘Beziehungsmarketing’. Dieses betreiben wir bei aller Ehrlichkeit unserer Zuwendung und Liebe auch bewusst zielorientiert. Es liegt uns daran, dass wir in unserem Sinne verstanden werden und so das Weiterbestehen der Beziehung sichern können.
Die menschliche Kommunikation bietet dazu eine riesige Palette von Haltungen und Handlungsmöglichkeiten von selbstlos-aufopfernder Hingabe bis hin zur kalkuliert-hinterhältigen Manipulation des Gegenübers.
In jeder menschlichen Beziehung begegnen sich zwei Lebensgeschichten mit unterschiedlichen Erfahrungen, die zu ebenso unterschiedlichen Konstrukten und Bildern dessen führen was sein soll. Dies ist reizvoll, spannend und gleichzeitig herausfordernd, weil die Frage sich bewusst oder unbewusst stellt – ‚Inwieweit passe ich mich mit meinem Eigenen dem des Anderen an ohne mich selbst zu verlieren und wie kann ich das wertvolle Gemeinsame am besten leben und gedeihen lassen?‘

 

Nach bestem Wissen und Gewissen

Moralisches Handeln nach dem kategorischen Imperativ, welchen Kant postuliert hat, fordert dabei einerseits die Orientierung an möglichst allgemeinen Ansprüchen, wie sie in unserer Gesellschaft gelten. Andererseits habe in diesem Beurteilungsprozess der Mensch auch sich selbst gegenüber verantwortlich zu handeln. D.h. wir sind immer wieder gefordert zu prüfen was uns vernünftig erscheint und zu überdenken was gleichzeitig allgemein akzeptiert ist. Das klingt weit komplizierter als es wirklich ist und gelebt wird, weil wir es tagtäglich tausende von Malen intuitiv tun – spontan und scheinbar unreflektiert. Trotzdem werden wir auch immer wieder vor Situationen gestellt, in denen wir bewusst und unter Befragung unseres Gewissens gefordert sind zu entscheiden, unseren Nächsten und Liebsten gegenüber, aber auch in Bezug auf Fragen in anderen Lebensbereichen wie Beruf und Öffentlichkeit.
Wir erhalten zu diesen Fragen nirgendwo die allgemeingültigen und wegweisenden Antworten und sind dabei auf uns selbst zurückgeworfen. Dementsprechend müssen wir auf dem Hintergrund unserer sozialen Umwelt und unseres Wertesystems für unser Handeln einstehen. Die Reflexion im Rahmen einer Psychotherapie oder Paartherapie kann dabei unterstützend sein.
Wenn wir diese Kultur des Bewusstseins in Bezug auf diese genannten Aspekte und die daraus resultierende Verantwortung uns selbst und unseren Mitmenschen gegenüber verlieren, so verraten wir uns schlussendlich selbst. Oder positiv formuliert, wir dürfen und sollen selbstverantwortlich für uns und für das Gemeinsame entscheiden – und das ist wunderbar.

 

Erschienen als Kolumne in der SO Februar 2016 – ‚Nach bestem Wissen und Gewissen‘

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Erziehung – Eine Investition in die Zukunft

Paare sind oft auch Elternpaare und nicht nur mit sich selbst, sondern auch ihren liebsten Kindern beschäftigt. Klein bis mittel- und ganz gross, mit unterschiedlichen Freuden und auch Sorgen. Eltern investieren viel Liebe und Energie in die Entwicklungsbegleitung Ihrer Kinder, sie sind bemüht die Welt möglichst so zu gestalten, dass die vorerst vorsichtigen und dann immer mutigeren Schritte ins Leben gut gelingen können.

 

Ein Lernprozess fürs Leben

Eltern haben den Anspruch, dass diese gemeinsame Arbeit einvernehmlich und harmonisch mit den Heranwachsenden möglich ist. Im Idealfall jedoch finden sich in diesem Prozess auch Reibungsflächen an denen wichtige Kompetenzen für das spätere Leben erlernt werden können. Unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse müssen ausgehandelt werden, Spannungen ausgehalten und Konflikte ausgetragen werden.
Bis hin zur Erfahrung, dass unsere ‚Brut‘ einfach tut und lässt was sie gerade will – offen in Opposition oder auch heimlich im Verborgenen. Dieser Prozess fordert Elternpaaren viel Kraft und auch Anpassungsfähigkeit ab und nicht selten wird die gemeinsame pädagogische Haltung einer ernsthaften Prüfung unterzogen. In Sorge und Hilflosigkeit werden die Handlungen und Interventionen des anderen Elternteils hinterfragt, disqualifiziert und manchmal auch sabotiert. Mit einfachen Aussagen, Bemerkungen oder auch nur mit einem genervten die Augen verdrehen.
Spannungen zwischen den Eltern sind dann vorprogrammiert, denn es geht um das Eingemachte, um das Wertvollste auf der Welt. Nicht selten kommt die Frage auf weshalb dieser grosse Aufwand geleistet wird, ob es alleine und ohne Kinder nicht einfacher und der Lebensgenuss so nicht grösser wäre.

 

Eine lohnende Aufgabe

Wir leben mit unseren Kindern nicht nur ein Geben und Nehmen, wir leben einen Generationenvertrag, der darauf beruht, dass der grosse Einsatz für Familie und die Entwicklung der Kinder von den Grosseltern über die Eltern zu den Kindern und so weiter geleistet wird. Dessen müssen sich Eltern bewusst sein, wenn sie nicht in Zweifel und Verdruss versinken wollen. Insbesondere dann, wenn Kinder und Jugendliche auch Probleme machen, die das übliche Mass überschreiten. Wenn sie Dinge tun, die Ihnen schaden, wenn sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten oder auch wenn sie den Boden unter den Füssen verlieren und den Halt selbst nicht mehr finden. Dann sind Eltern besonders gefordert.
Vergessen wir nicht, was wir unseren Kindern an Zuwendung und Kraft zukommen lassen ist eine nachhaltige Investition in die Zukunft, deren Früchte wir selbst vielleicht gar nie ernten, sondern nur unsere Kinder oder ihre Kindeskinder geniessen können. Ein wunderbarer Ausblick in die Zukunft unserer Welt.

 

 

Reto Mischol / Erschienen als Kolumne in der Südostschweiz 17.11.2015

Posttraumatische Belastungsstörung und Psychotrauma

Der wahre Blick aufs Leben

Hiobsbotschaften erreichen uns Tag für Tag. Vom Abgasschwindel über den IS, all die möglichen physischen und psychischen Erkrankungen die da auf uns lauern, das schlechte Wetter, die allgegenwärtige Wirtschaftsflaute und der Einbruch in der Tourismusbranche.

Wir selbst wollen als kritisch denkende Menschen das Negative nicht aus den Augen verlieren, wir wollen ‚realistisch‘ sein und ernst genommen werden. Es mutet dabei schon verdächtig an, wenn jemand uneingeschränkt begeistert und motiviert zu was auch immer Stellung nimmt. Es gehört zum guten Ton auch gewisse Grautöne und Defizite anzusprechen – wir wollen ja nicht auf eine Meinung festgenagelt werden.

Das halb leere Glas dominiert unsere Wahrnehmung des Geschehens und zieht uns in seinen Bann. So könnte man wenigstens meinen, wenn man die Berichterstattung und die Bilder betrachtet, welche uns tagtäglich vermittelt werden. Selbst meine eigenen Aussagen hier bestätigen diese Negativkultur des Kritischen – unglaublich!

Rezept fürs Schöne

Kürzlich traf ich zufällig einen alten Bekannten in einer Kaffee-Bar und auf die Frage nach seinem Befinden sagte er strahlend: Solange wir hier sein und einen feinen Kaffee trinken können, geht es uns gut!

In der Psychotherapie versuchen wir dem Positiven und den Ressourcen mehr Raum zu geben, diese sollen wiederentdeckt und aktiviert werden. Gerne verwende ich dazu das ‚Logbuch der Zufriedenheit‘. Die Anleitung dazu ist ganz einfach: Schreibe in dieses Buch für jeden Tag drei Dinge, die dich gefreut haben. Kleine und auch grössere dürfen es sein. Alles was Spass macht, was mit Stolz erfüllt oder ganz einfach das Herz erfreut.

Nicht ganz so einfach ist die konkrete Durchführung dieses Vorhabens, welche etwas Offenheit sich selbst und der Welt gegenüber und auch Beharrlichkeit erfordert. Regelmässig ertappt man sich dabei wieder in die Abgründe des Dramatischen zu driften und eine innere Stimme meldet sich mit Worten wie: „So gut ist dies oder das nun auch wieder nicht“ oder „Dieses krampfhaft positive Denken ist ja schon fast kitschig!“

Man kann diese Übung natürlich auch ganz im Geheimen machen, ohne sich als Gutdenker zu offenbaren und Gefahr zu laufen, dass man vielleicht belächelt wird. Sich ganz im Stillen, alleine oder zu zweit, überall das Schöne freuen und erleben wie das wirkt. Dankbar erfahren, dass es so tolle Momente im Leben gibt!

Auf dem ‚Beipackzettel‘ steht: Vorsicht, kann Ihr Leben verändern und Sie dürfen dieses Geheimnis auch weiter erzählen!

Erschienen als Kolumne in der SO Oktber 2015

Liebe im der Zeitalter der Ökonomisierung

Warum lieben wir uns überhaupt noch kostenlos in dieser durchoptimierten Welt? Oder quantifizieren wir in der innersten Zelle unseres Lebens bereits heute den Wert von Geben und Nehmen?

 

Menschen sind soziale Wesen und haben sich schon immer zu Lebensgemeinschaften zusammengeschlossen, um ihre existentielle Zukunft zu sichern. Wir haben es geschafft dies mehr und mehr zu perfektionieren und uns dadurch die Poleposition auf dieser Welt gesichert. Eine tolle Leistung im Kontext der Gesamtevolution.
Uns geht es zweifellos gut und doch stellt sich manchmal die Frage wo sinnvolle Grenzen in dieser Kosten-Nutzen-Rechnung gezogen werden könnten. Selbst Freiwilligenarbeit wird zum volkswirtschaftlichen Faktor erklärt und Elternschaft zum Teil des Bruttosozialproduktes. Wir treffen uns nicht mehr zu einem Kaffee, sondern wir Netzwerken.
Wir tun gut daran, wenn wir den Beziehungen zu uns nahe stehenden Menschen Sorge tragen, damit zweckorientiertes Denken uns nicht voneinander entfremdet und wir uns selbst schlussendlich ohne es zu bemerken zu einem Produkt unser Lebensgestaltung degradieren.
Wir brauchen eine Kultur der Zuwendung und des selbstlosen Gebens, um den Blick für einander und die wahren Werte unseres Seins nicht zu verlieren.
Paare, denen der Zugang zueinander verloren geht, suchen oft nach der gegenseitigen Erfüllung der verborgenen Träume und dem grossen Schlüssel des Verbindenden. Dabei wird oft vergessen, dass die Pflege der Beziehung zuerst in den kleinen Zeichen der alltäglichen Wertschätzung beginnt. Ein Lächeln, ein nettes Wort, eine Hilfestellung, ein flüchtiges Kompliment, wieder einmal etwas Verrücktes tun oder einfach nur die Aufmerksamkeit gemeinsamer Zeit. Alles scheinbare Selbstverständlichkeiten in der wunderbaren Kunst des Zusammenlebens. Lustvolles auf einander Zugehen erfordert aktives Handeln und die Bereitschaft dem Anderen Einfluss auf die eigene Gefühlswelt zu erlauben. Wohl ein Wagnis, das sich jedoch lohnt, wenn wir uns ein erfüllendes Miteinander wünschen.
Denn es geht schlussendlich immer um Liebe und das faszinierende Gefühl von bedingungsloser Zugehörigkeit und Hingabe.

 

Erschienen in der ‚Südostschweiz‘ August 2015