Wie Erlebnisse zu Erfahrungen werden – das Gedächtnis

Ohne das Gedächtnis wäre unser Leben unvorstellbar.

Unsere Erfahrungen hinterlassen Spuren der Erinnerung im Nervensystem, die uns helfen, den Alltag zu bewältigen und unser zukünftiges Verhalten besser an die Erfordernisse der Umwelt anzupassen.

Genau 86.400 Sekunden hat ein Tag, und in jeder Sekunde prasseln unzählbar viele Sinneseindrücke auf uns ein. Wir sehen, riechen, hören und schmecken, wir schütteln Hände, reden mit Arbeitskollegen oder Freunden, reagieren mitEmotionen und beurteilen das Erlebte. Kurz: Wir machen ständig neue Erfahrungen und lernen Neues hinzu. Selbst wenn wir schlafen, nehmen wir unbewusst Eindrücke auf. Dabei halten wir es für selbstverständlich, dass wir uns in dieser Welt sicher bewegen, ohne von ihrer Informationsflut überwältigt zu werden. Dass dies unserem Gehirn gelingt, verdanken wir einer Meisterleistung der Natur: unserem Gedächtnis.

Wie wichtig das Gedächtnis für unser gesamtes Denken, Erleben und Handeln ist, müssen Menschen mit einer Amnesieauf bittere Weise erfahren.  Anatomie des Vergessens Patienten, die ihr Erinnerungsvermögen ganz oder teilweise verloren haben, eröffnen der Wissenschaft Einblicke in die Neurobiologie der Gedächtnisbildung. So haben die Untersuchungen an Henry Molaison, dem berühmten Patienten H.M., das Verständnis der beteiligten Prozesse und Hirnstrukturen und damit die Gedächtnisforschung entscheidend vorangebracht.  Der Mann ohne Gedächtnis

Auch bei Gesunden ist das Erinnerungsvermögen nicht perfekt. Tatsächlich vergessen wir das meiste von dem, was wir erleben, schnell wieder. Und das ist auch gut so!  Der Segen des Vergessens Das Gehirn filtert die permanent eingehende Fülle an Informationen – und speichert vor allem jene, die für uns in Zukunft von Bedeutung sein könnten. So passt es sich zeit unseres Lebens an die Anforderungen der Umwelt an und beeinflusst durch die Verarbeitung früherer Erfahrungen unsere heutigen Entscheidungen. Die tolle Party am vergangenen Wochenende, der erste Kuss, das grandiose Konzert der Berliner Philharmoniker – so schön es ist, solche Dinge im Gedächtnis behalten zu können, der Sinn einer Erinnerung besteht primär darin, Informationen zu liefern, die dem Handeln in Gegenwart und Zukunft dienen.

Der erste Kuss oder der Abschlussball an der Schule: Beim episodischen Lernen speichern wir persönliche Erlebnisse ab.

Verschiedene Formen des Gedächtnisses

Viele Gedächtnisinhalte, die wir gespeichert haben, sind uns nicht bewusst: So muss man nicht mehr darüber nachdenken, wenn man einmal gelernt hat, wie man Schuhe zubindet oder Auto fährt. Und ohne zu überlegen, rekapitulieren wir einen riesigen Wortschatz, mit dem wir unsere Gespräche am Frühstückstisch bestreiten oder die Zeitungslektüre bewältigen. Andere Erinnerungen müssen wir dagegen mühsam wieder hervorkramen, wenn uns jemand etwa nach der Hauptstadt von Nicaragua fragt oder nach dem Namen des Hotels, von dem wir nach dem letzten Urlaub so schwärmten. Aber auch in diesen Fällen ist es ein nicht bewusst werdender Suchprozess, der das Gedächtnis aktiviert.

Diese Beispiele zeigen bereits, dass es unterschiedliche Arten von Erinnerungen gibt: Im prozeduralen oder impliziten Gedächtnis sind Gewohnheiten, Fähigkeiten und Verhaltensweisen gespeichert – wie das Schuhebinden oder das Autofahren. Es ermöglicht, solche motorischen Handlungen automatisch und ohne Nachdenken auszuführen und Sinnesreize schnell zuzuordnen.

Die andere Gruppe der Erinnerungen wird bewusst wahrgenommen. Hier handelt es sich einerseits um erlernte Fakten – etwa dass die Hauptstadt von Nicaragua Managua heißt und Donald Duck drei Neffen hat. Solche Inhalte werden im bewusst werdenden und in Sprache ausdrückbaren semantischen Gedächtnis abgelegt. Eine besondere Form des Gedächtnisses ist die Erinnerung an uns selbst als handelnde Personen, ……

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www.dasGehirn.info – ein Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft e. V. in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.

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