Hirnforschung – Psychophysiologische Korrelate von Achtsamkeit

Depressionen stellen eines der häufigsten psychiatrischen Störungsbilder dar

In den vergangenen Jahren hat sich die Perspektive der klinischen Psychologie auf dieses weit verbreitete Phänomen stark gewandelt. Früher gingen Forscher und Therapeuten häufig davon aus, dass eine Therapie nach dem Abklingen depressiver Symptome beigelegt werden kann. Unterdessen ist jedoch bekannt, dass Depressionen eine hartnäckige Krankheit darstellen, und dass negative Verstimmungen häufig auch nach einer erfolgreich beendeten Therapie wiederkehren können. Aufgrund dessen liegt bei modernen Behandlungsansätzen ein besonderer Fokus auf sogenannten „Erhaltungstherapien“. Dabei handelt es sich um Maßnahmen, die Betroffenen helfen sollen, sich vor dem erneuten Auftreten depressiver Symptome zu schützen. Die „Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie der Depression“ (Englisch: Mindfulness-Based Cognitive Therapy, MBCT; Segal et al., 2002) stellt eine solche Maßnahme dar. Betroffene können im Rahmen dieses kompakten 8-wöchigen Kurses wirksame Techniken zum Schutz vor Depressionen erlernen, die auf Achtsamkeitsmeditation basieren.

Dass MBCT wirksam zur Vorbeugung gegen Depressionen ist, wurde bereits in verschiedenen Studien belegt. Es wurde auch wiederholt gezeigt, dass sich Achtsamkeitsmeditation positiv auf relevante Risikofaktoren auswirken kann. Dennoch werden die zugrundeliegenden Mechanismen auf Ebene der Hirnfunktion bis heute noch nicht ganz verstanden. An der Universität Tübingen haben wir uns in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt (DFG Projekt: #KO1753/8-1, #HA1399/16-1) mit der Wirkung von Achtsamkeitsmeditation bei Patienten mit wiederkehrenden Depressionen beschäftigt.

http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2013/6843/pdf/Keune_Bostanov_2013_Achtsamkeit_Depression_Hirnforschung.pdf

Ergebnisse der Psychotherapieforschung

Wirkt Psychotherapie?

Psychotherapie wirkt – nachweislich. Ihre heilende Wirkung wurde durch zahlreiche internationale Studien in den vergangenen Jahrzehnten belegt. Aus diesem Grund wird sie in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Ergebnisse der Psychotherapieforschung

Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungen ist für fast alle psychischen Erkrankungen wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. Es ist gut belegt, dass Psychotherapie unter anderem bei Angsterkrankungen, Depression, Sucht, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wirkt. Die Studien zeigen dabei, dass Patienten mit Psychotherapie sowohl kurzfristig eine deutliche Verringerung ihrer psychischen Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen als auch längerfristig stabile Behandlungserfolge erzielen.

So konnten beispielsweise Studien zur Depression zeigen, dass sich depressive Phasen durch eine Psychotherapie erheblich verkürzen und sich das Risiko, erneut depressiv zu erkranken, auf die Hälfte reduziert. Studien zu Panikstörungen konnten belegen, dass es Psychotherapiepatienten mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 80 Prozent besser ging als Patienten mit einer Routinebehandlung. Auch für die Generalisierte Angststörung gilt nach einer aktuellen Metaanalyse, dass Psychotherapie bei 45 Prozent der Patienten eine bedeutsame Verbesserung bewirken konnte im Vergleich zu 14 Prozent der Patienten der Routinebehandlung. Vergleichbare Erfolge der Psychotherapie konnten für ein breites Spektrum von psychischen Erkrankungen nachgewiesen werden.

Um die Wirksamkeit von Behandlungen darzustellen, hat sich das Maß der so genannten Effektstärke etabliert. Die durchschnittliche Effektstärke von Psychotherapien beträgt nach Überblicksstudien 0,88. Psychotherapien haben damit eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als beispielsweise Bypass-Operationen (0,8). Behandlungen mit einer Effektstärke über 0,8 werden von Wissenschaftlern als sehr wirksam eingestuft. Eine Effektstärke von 0 bedeutet dagegen keine Wirkung, eine von 0,2 eine geringe Wirkung und eine 0,5 eine mittlere Wirkung. Übersetzt heißt dies: Ein Patient, der sich in eine Psychotherapie begibt, hat eine vergleichsweise sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass es ihm innerhalb einiger Monate spürbar besser geht.

Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie

Nicht alle psychotherapeutischen Methoden und Verfahren sind wissenschaftlich anerkannt. Ob ein psychotherapeutisches Verfahren es für sich beanspruchen darf, als „wissenschaftlich anerkannt“ zu gelten, prüft in Deutschland der „Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie“.

In diesem Gremium sitzen je sechs Experten der Bundespsychotherapeutenkammer und der Bundesärztekammer. Es prüft nach festgelegten Regeln, ob genügend wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen, die die Wirksamkeit eines Verfahrens nachweisen. Erst dann gilt ein psychotherapeutisches Verfahren als wissenschaftlich anerkannt.

Eine Studie alleine reicht dafür nicht aus. Studien müssen außerdem wissenschaftliche Qualitätsstandards einhalten, das heißt, sie sollten mit einer ausreichend großen Zahl an Patienten durchgeführt worden sein. Sie sollten aber auch die Wirksamkeit des psychotherapeutischen Verfahrens dadurch ermittelt haben, dass sie eine Gruppe von Patienten, die behandelt wurde, mit einer Gruppe, die nicht behandelt wurde, verglichen haben. Wichtig ist auch, dass vor der Behandlung einwandfrei festgestellt wurde, dass die Patienten tatsächlich krank sind. Ein psychotherapeutisches Verfahren darf natürlich auch nicht schaden. Wenn zehn Prozent der Studien zeigen, dass eine Methode „erhebliche schädliche Effekte“ hat, ist sie durchgefallen.

Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie hat bisher folgende psychotherapeutische Verfahren wissenschaftlich anerkannt:

  • Verhaltenstherapie,
  • Psychodynamische Psychotherapie (umfasst die von der gesetzlichen Krankenversicherung zugelassenen so genannten Richtlinienverfahren: analytische Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie),
  • Gesprächspsychotherapie,
  • Systemische Psychotherapie.

http://www.bptk.de/patienten/wege-zur-psychotherapie/wirkt-psychotherapie.html

Studie – Risiken, Nebenwirkungen und Schäden durch Psychotherapie

„Wo viel Licht, dort ist auch Schatten“ – Psychotherapieforschung

Wie in allen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens spielt auch in der Psychotherapie Qualitätssicherung eine tragende Rolle – insbesondere aus Gründen des PatientInnenschutzes. Im Mittelpunkt gängiger Qualitätsprüfungen steht die Wirksamkeit.

Obwohl empirisch bestätigt ist, dass Psychotherapie im Allgemeinen erfolgreich ist, kann – wie auch in anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung – davon ausgegangen werden, dass bei einem gewissen Prozentsatz der Behandlung auch unerwünschte Effekte auftreten.
Mit diesen Risiken, Nebenwirkungen und Schäden durch Psychotherapie hat sich das Forschungsteam des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit seit 2007 auseinandergesetzt. Die Ergebnisse der mixed-method-Studie (qualitative Gruppendiskussion mit ExpertInnen sowie Beschwerdebriefe und quantitative paper-pencil und Online Fragebögen) sind in einem Abschlussbericht und mehreren Fachzeitschriften erschienen.

Folgende Forschungsfragen liegen der Untersuchung zugrunde:

– Welche Nebenwirkungen können bei einer psychotherapeutischen Behandlung auftreten und wie häufig kommen diese vor?
– Gibt es Risikofaktoren oder Prädiktoren für Therapiemisserfolg, Schäden und Nebenwirkungen?
– Worin liegen die Ursachen für Nebeneffekte und Schäden?
– Wie können negative Therapiefolgen diagnostiziert und zukünftig verhindert werden?

Die Untersuchung gibt einen Überblick über positive und negative Erfahrungen in psychotherapeutischen Behandlungen. Risiken und mögliche Ursachen für unerwünschte Effekte wurden herausgearbeitet und differenziert beschrieben.

Ein praxisnahes Ergebnis aus dem vorliegenden Projekt ist die Entwicklung einer „PatientInneninformation“ (siehe download unten). Feedbacks dazu werden gerne entgegen genommen und stetig eingearbeitet.

Weiters steht ein Endbericht als PDF-Download (siehe unten) zur Verfügung, dieser wird auch von der Bibliothek der Donau-Universität Krems in gedruckter Version verliehen.

http://www.donau-uni.ac.at/imperia/md/content/department/psymed/forschungsartikel/risk_bericht_25.9.12.pdf

Facebook-Therapie – Statusmeldungen lindern die Einsamkeit

Die Statusmeldung bei Facebook erlaubt es, Gedanken mit dem digitalen Freundeskreis zu teilen. Einer neuen Studie zufolge ist das sinnvoll: Wer seine Emotionen kommuniziert, fühlt sich weniger allein – egal ob die Freunde reagieren oder nicht.

Für Kulturpessimisten ist die Sache klar: Das Internet macht uns alle einsam und doof. Je mehr Zeit wir online verbringen, so die These, desto schwächer unsere Verbindungen im analogen Leben. Aber könnte es nicht genau anders herum sein? Helfen die sozialen Medien vielleicht sogar dabei, die Einsamkeit zu lindern?

Ja, meinen zumindest Fenne große Deters (FU Berlin) und Matthias Mehl (Universität von Arizona).

Die Methode ihrer Studie ist schnell erzählt: Für ihr Experiment gewannen sie 86 Freiwillige. Die gaben zunächst Auskunft darüber, wie einsam sie sich fühlten. Dann teilten die Wissenschaftler sie in zwei Gruppen.

Die Mitglieder von Gruppe A forderten sie dazu auf, in den folgenden sieben Tagen mehr Status-Updates bei Facebook zu hinterlassen als üblich. Damit die Teilnehmer das nicht vergaßen, schickten sie ihnen täglich eine Erinnerung. Das wirkte: Im Schnitt hinterließen sie bei Facebook knapp neun Beiträge mehr. Die Mitglieder von Gruppe B bekamen keinerlei Anweisung, sie waren daher genauso aktiv wie eh und je.

Hinterher füllten alle Freiwilligen wieder den Fragebogen zur …..

http://www.alltagsforschung.de/facebook-therapie-statusmeldungen-lindern-die-einsamkeit/

Metastudie zur Wirkung von Antidepressiva zeigt ernüchternde Resultate

In einer Grossangelegten Metastudie,  welche im ‘Archives of General Psychiatry’ publiziert wurde zeigt Robert D. Gibbons einmal mehr auf, dass Antidepressiva ein beschiedenes Wirkpotential aufweisen. Die bekannte Kontroverse in der Fachwelt erhält dadurch noch mehr Zündstoff. Es bleibt trotz widersprüchlicher Informationen und Datenlage schwierig sich ein zuverlässiges Bild zur wissenschaftlichen Evidenz zu machen.

Deutlich zeigt sich auch eine vergleichsweise hohe Wirksamkeit von Placebo gegenüber antidepressiven Medikamenten auch der neueren Generation.

Unbestritten ist die positive Wirkung von Sport und Bewegungsförderung.

http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Neue-Zweifel-an-der-Wirkung-von-Antidepressiva/story/18524307

Depression spezifische Informationen zu Psychotherapie finden Sie hier!

Psychotherapie rechnet sich auch für die Gemeinschaft

Jede Stunde Psychotherapie spart Geld – Studie der TU Braunschweig zu Angststörungen und Depressionen

Durch eine psychotherapeutische Behandlung von Angststörungen lassen sich jährlich rund acht bis zwölf Milliarden Euro und durch die Behandlung von Depressionen ein bis zwei Milliarden Euro sparen. Dies hat die Technische Universität Braunschweig errechnet. „Je mehr Patienten erfolgreich behandelt werden, desto weniger Krankengeld muss ausgezahlt werden“, stellt Dr. Christoph Kröger, geschäftsführender Leiter der Psychotherapieambulanz der Technischen Universität Braunschweig fest. Es entständen auch weniger Ausfälle durch Arbeitsunfähigkeit, stationären Behandlungen würde vorgebeugt und weniger Menschen gingen in Frührente.

In der Studie werden die Kosten einer zusätzlichen Mehrbehandlung von Angsterkrankungen und depressiven Erkrankungen dem prognostizierten Nutzen gegenübergestellt. Der Nutzen hängt u. a. davon ab, wie viele Menschen sich psychotherapeutisch behandeln lassen. In Deutschland finden psychisch kranke Menschen jedoch nur schwer einen Behandlungsplatz bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten. Die Wartezeit auf einen ersten Termin beträgt durchschnittlich mehr als drei Monate. Die Bundespsychotherapeutenkammer fordert deshalb seit Langem, mehr Psychotherapeuten zur gesetzlichen Krankenversicherung zuzulassen.

http://psycontent.metapress.com/content/052xr6mx7u7q6808/?p=0ec0fca006424e29a42c63d0dd31f4e0&pi=1

http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/jede-stunde.html

Posttraumatische Intervention mit TETRIS

“TETRIS feiert sein sein 29-jähriges Bestehen. Unzählige Menschen auf der ganzen Welt vertreiben sich damit die Zeit. Das Konzept des Spiels ist so simpel wie süchtig machend: Herabfallende unterschiedlich geformte rechtwinklige Steine können je um 90 Grad gedreht werden und müssen dabei so platziert werden, dass sie am unteren Rand eine lückenlose Reihe bilden. Wenn die Reihe komplett ist, verschwindet sie und die darüberliegenden Reihen rücken nach unten. Umso mehr Reihen gleichzeitig entfernt werden, umso mehr Punkte erhält der Spieler.

Gleich spielen: http://www.freetetris.org/

Doch “Tetris” ist nicht nur ein netter Zeitvertreib, es macht auch schlau und könnte sogar bei der Trauma-Therapie helfen. Forscher an der Universität von Kalifornien haben herausgefunden, dass beim “Tetris”-Spielen sowohl Hirnareale aktiv sind, die komplexe Bewegungen steuern, als auch Bereiche, die für Sinneseindrücke zuständig sind. Und diese intensive Beanspruchung macht schlau: Drei Monate ließen die Wissenschaftler ihre Versuchspersonen intensiv daddeln – danach hatten sich in ihrer Gehirnrinde viel mehr neue Nervenzellen gebildet, als bei den Probanden, die nicht “Tetris” spielten.

Doch nicht nur Hirnforscher, auch Psychiater beschäftigen sich mit dem Computerspiel. Die Neurowissenschaftlerin Emily Holmes von der Universität Oxford stellte bei einem Experiment fest, dass Menschen mit einer so genannten Posttraumatischen Belastungsstörung durch “Tetris”-Spielen seltener von Flashbacks gequält werden.”

https://www.psychologie.ch/tetris-spielen-und-traumata-behandeln

Warum Männer Psychotherapeuten meiden

Männer nehmen seltener Hilfe psychische Hilfe in Anspruch als Frauen. Zudem berücksichtigen Screening-Methoden ihre Symptome nicht immer richtig. Experten fordern eine „männergerechte Psychotherapie“.

Männer sind genauso von psychischen Erkrankungen betroffen wie Frauen. Aber viele verschweigen ihre Erkrankungen, nehmen meist gar nicht oder zu spät psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. „Das müssen wir ändern mit spezifischen Angeboten für Männer und mit mehr Aufklärung der Bevölkerung“, sagt Barbara Lubisch, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung.

„Wir erleben seit langem eine Zunahme der Depressionen und psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung“, sagt Anne Maria Möller-Leimkühler von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Zugleich fehle es seit Jahren an genügend Therapieplätzen: „Es wird spät, stationär und teuer behandelt, anstatt frühzeitig, ambulant und kostengünstiger.“

Alarmierend sei, dass Männer in der ambulanten Therapie deutlich unterrepräsentiert sind. „Nur jeder vierte Patient in einer psychotherapeutischen Praxis ist männlich, obwohl ….

http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article118296512/Warum-Maenner-Psychotherapeuten-meiden.html