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Syndrom Mensch

Konstruktivismus und das Ich

Die Ich-Perspektive

Wie wir unsere Umgebung und unsere Mitmenschen wahrnehmen, ist das Ergebnis einer sehr subjektiven Konstruktion. Forscher sind überzeugt: Die Welt ist für jeden eine andere.
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Es ist schon eine erstaunliche Leistung, die das Gehirn bei der Konstruktion der Welt vollbringt. Es sorgt dafür, dass jeder Mensch sich sein ganzes Leben lang für ein konstantes Individuum hält und dass verschiedene Personen einen Augenblick gemeinsam erleben – und zwar in dem Bewusstsein, ihn gemeinsam zu erleben. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, können alle sich schnell darauf einigen, ob ein Haus schwarz oder weiß, groß oder klein ist.

Und doch ist das Bild der Welt, das in unserem Kopf entsteht, kein originalgetreues Abbild. Es ist weit mehr als die Summe der sensorischen Reize. Es ist das Ergebnis einer höchst subjektiven Konstruktion. Ob simple räumliche Maße oder komplexe soziale Eindrücke, etwa von dem Wesen unserer Mitmenschen oder dem Ablauf einer Situation – was wir wahrnehmen und wie wir es interpretieren, beeinflussen individuelle Faktoren: die Persönlichkeit, der eigene Körper, sogar Wünsche, Gefühle und Lebensumstände. Was immer das Ich ausmacht , prägt auch seinen Blick. Zu einem gewissen Grad ist die Welt, in der wir leben, für jeden eine andere.

Das Ich und seine Umwelt

Schon die Wahrnehmung von etwas scheinbar objektiv Erfassbarem wie der räumlichen Umgebung unterliegt zum Teil einer ichbezogenen Verzerrung, wie die Studien der Max-Planck-Gruppe Perception and Action in Virtual Environments zeigen. Schrumpfen Probanden auf Zwergenmaß, nehmen sie nicht etwa ihren Körper als kleiner wahr, sondern die Dinge um sich herum als größer. Ihr Körper bleibt in ihrer Wahrnehmung konstant – wenn sich etwas verändert, dann muss es die Welt sein.

Die Psychologin Sally Linkenauger ist überzeugt, dass der Körper eines Menschen auch außerhalb manipulierbarer Kunstwelten die Wahrnehmung beeinflusst – dass etwa eine zierliche Frau mit kleinen Händen Distanzen und Gegenstände als größer wahrnimmt als ein hochgewachsener Mann mit Pranken: „Ich behaupte, die beiden sehen jeweils eine ganz andere Welt.“ Und das sei auch wichtig.

„Unsere Wahrnehmung ist auf …………

Weiterlesen: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/03/Das-Ich-Serie-Teil-2

Stabilisierungstechniken

Konstruktivismus und Realität

Woher wissen wir, was Realität ist?

Diese Frage stellt sich der Schauspieler Christoph Waltz. Ein Psychologieprofessor, ein Astrophysiker und ein Medienwissenschaftler versuchen ihm zu antworten.

»Die Realität ist nur eine Interpretation des Gehirns. Nehmen wir als Beispiel die Farbe Rot. Eigentlich sind es die Hirnzellen, die ein Wirrwarr von Lichtstrahlen so ordnen, dass wir uns orientieren können. Rot ist eine Erfindung des Hirns, das Wellenlängen als Farbe deutet. Diese Funktion ist im Lauf der Evolution entstanden, weil sie schon vor Jahrtausenden nützlich war, etwa damit Menschen im Dschungel Früchte erkennen konnten. Optische Täuschungen beweisen, wie sehr das Gehirn mogelt: In dem Versuch, Ordnung zu schaffen, sehen wir Dinge, die so gar nicht da sind. Der Blick durch ein Mikroskop überzeugt, dass die Welt völlig anders ist, als bloße Augen sie sehen. Wie sehr Realität eine Frage subjektiver Interpretationen ist, zeigen auch Träume und Halluzinationen, die man oft als echt erlebt.«