Die scheinbare Realität der Wirklichkeit

Wie wirklich ist unsere eigene  Wirklichkeit

 

Oder, warum ist alles nicht nur so wie wir es zu wissen meinen?

 

Im Umgang mit unseren Mitmenschen gehen wir meist davon aus, dass uns die Informationen und Eindrücke, die wir aufnehmen und bewerten eine schlüssige Interpretation der realen Situation erlauben. Dies macht es uns möglich, auf dem Hintergrund des uns zur Verfügung stehenden Wissens, wichtige Entscheidungen zu treffen und auch danach zu handeln.

 

Entweder wirst du glücklich oder du hast Recht

Was passiert jedoch, wenn  verschiedene, an ein und derselben Situation beteiligte Personen die Sachverhalte ganz oder auch nur teilweise unterschiedlich bewerten? Dann gehen wir schnell mal davon aus, dass die Anderen falsch liegen und davon überzeugt werden müssen, dass unsere eigene  Sichtweise die einzig richtige ist. Konflikte bis hin zu unüberwindbaren Abgründen können sich dadurch auftun.

Die psychologische Forschung lehrt, dass uns Menschen ganz unterschiedliche Warnehmungs- und Verarbeitungswerkzeuge sowie Handlungskompetenzen zur Verfügung stehen. Wir sind nicht identisch programmierte Maschinen, die nach ein und denselben Prinzipien funktionieren.

Jeder Mensch gestaltet sein Erleben selbst und jede Sekunde neu.

Dies wirkt sich in allen unseren Lebensbereichen aus. In den Differenzierungen zwischen Frau und Mann, in der  Berufswelt, in Religionen, der Wirtschaft und Politik offenbart uns  diese Tatsache ihre Wirkung.

Besonders deutlich kann sich dies z.B. in Kommunikationsmustern von Paaren oder auch beim Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und deren verinnerlichter Wertvorstellungen zeigen. Unsere Realität ist immer vom Kontext abhängig und wird durch uns  selbst mitgestaltet. Deshalb ist sie nie deckungsgleich.

Die Kunst gelingender  Kommunikation liegt in der Bereitschaft diese Tatsachen – nebst Daten und Fakten – zu verstehen und die verschiedenen Sichtweisen in das zukünftige Handeln zu integrieren.  Toleranz und die Fähigkeit das Eigene zu relativieren sind dabei gefordert, damit gegenseitiges Interesse und besseres Verständnis  entstehen können. Denn zwischen Wissen und Verstehen besteht immer ein immenser Unterschied.

 

 

Reto Mischol

Beitrag Kolumne SO Juni 2015