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Ich-Bewusstsein

Was ist das Ich?

Natur- und Geisteswissenschaftler ergründen jenen mysteriösen Kern, der Menschen zu Individuen macht. Mit Kinderstudien und Zaubertricks kommen sie dem Geheimnis des Selbst-Bewusstseins auf die Spur.

Wohin wir unterwegs seien, will der Taxifahrer wissen, während er seinen Wagen in Richtung Flughafen steuert. Als er hört, dass wir Hirnforscher, Evolutionsbiologen und Philosophen besuchen, um zu ergründen, wie das „Ich“ entsteht, ist er sichtlich begeistert. Darüber habe er sich auch schon Gedanken gemacht, sagt er eifrig – und liefert prompt eine prägnante Definition: „Das Ich ist ein Sammelsurium“, doziert unser Chauffeur. „Es entsteht aus all den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, wird also im wahrsten Sinne des Wortes gebildet.“ Während wir noch über diese treffende Diagnose staunen, schiebt der Mann gelassen nach: „Und das Ich drückt sich durch sein Interesse aus. Wissen Sie, ich erlebe in meinem Wagen ja die unterschiedlichsten Typen – vom Professor bis zum Zuhälter. Aber eines haben alle gemeinsam: Jeder hat mindestens ein Interesse.“

Ein Sammelsurium, das ein Interesse hat – für den Anfang nicht die schlechteste Antwort auf die Frage nach dem Ich. Sie kann jedenfalls mit manchen Erklärversuchen mithalten, die von der Wissenschaft bislang präsentiert wurden. Denn bei der Frage nach dem Kern unseres Menschseins sind sich die verschiedenen Disziplinen alles andere als einig. Klar ist lediglich, dass sich die Gattung Homo sapiens vor allem durch ihr hoch entwickeltes Ich-Bewusstsein auszeichnet. Auch stimmen Natur- und Geisteswissenschaftler darin überein, dass wir alle über einen höchst subjektiven Blick auf die Welt verfügen – eine „Erste-Person-Perspektive“, wie Philosophen das nennen. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten meist schon.

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Ob ein Mensch überhaupt das Gefühl hat, ein Ich zu sein, hängt von zwei Voraussetzungen ab: Bewusstsein und Wachheit. Das eine ist mit dem an- deren nicht gleichzusetzen, zudem gibt es viele Zwischenstufen. Am besten lässt sich das an Menschen studieren, die ihr Ich verlieren. In der Narkose oder im Koma etwa sind Bewusstsein und Wachheit zugleich abwesend. Im Schlaf dagegen sind Menschen zwar nicht wach, sie haben aber ein Bewusstsein – je nach Schlafphase ist es mehr oder weniger ausgeprägt. Wer Klarträume hat, ist, obgleich nicht wach, sich darüber im Klaren, dass er träumt. Wach erscheinen dagegen Patienten mit Hirnschäden, die sich im Wachkoma oder im vegetativen Zustand befinden. Doch bei ihnen ist anscheinend jedes Bewusstsein erloschen.

 

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Moral und Empathie

Rational gefühlsbasierte und moralischer Entscheidungen

Wissenschaftler der Jülich Aachen Research Alliance (JARA-BRAIN) untersuchten mit Hilfe funktioneller Bildgebungsverfahren den Zusammenhang rationaler, gefühlsbasierter und moralischer Entscheidungen – Moral und Empathie.

Moralische Entscheidungen und umsichtiges moralisches Verhalten sind Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens. Lange verfolgten Philosophen und Psychologen die These, dass rationale moralische Entscheidungen vor allem mit der „theory of mind“ – der Fähigkeit, die Gedanken und Überzeugungen anderer Menschen nachzuvollziehen – im Zusammenhang stehen. Jüngere Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass auch die Empathie-Fähigkeit – also die Fähigkeit, die Emotionen anderer intuitiv nachzuempfinden und zu verstehen – an der Entstehung moralischer Entscheidungen beteiligt ist.
Neurowissenschaftler der Jülich Aachen Research Alliance (JARA-BRAIN) untersuchten nun, welche Hirnregionen bei verschiedenen Facetten moralischen Verhaltens besonders aktiv sind. Zu diesem Zweck werteten sie die Daten von fast 250 Bildgebungsexperimenten mit insgesamt 1.790 Versuchsteilnehmern und über 2.600 Einzelkoordinaten aus. Für ihre Analyse nutzten die Forscher ein neues Verfahren zur statistischen Zusammenfassung funktioneller Bildgebungsbefunde: Mit der sogenannten Activation Likelihood Estimation (ALE) Meta-Analyse wurden Hunderte von Studiendaten auf statistische Gemeinsamkeiten untersucht. So konnten die Wissenschaftler die bei moralischen, rationalen und gefühlsbasierten Entscheidungen genutzten Hirnregionen quantitativ und objektiv miteinander vergleichen.
Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Hirnareale, die für moralische Entscheidungen eine Rolle spielen, tatsächlich fast vollständig mit denjenigen decken, welche entweder für das Nachvollziehen von Gedanken anderer („theory of mind“) oder von Emotionen anderer Menschen (Empathie) entscheidend sind.
Dieser Befund legt nahe, dass sich komplexe soziale Leistungen wie moralische Entscheidungen aus entwicklungsgeschichtlich älteren Hirnfunktionen entwickelten, und dass …..

 

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