1. Was ist der Unterschied zwischen Psychotherapie, psychologischer Beratung und Coaching?
Psychotherapie richtet sich an Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung oder einem erheblichen seelischen Leiden leiden. Ziel ist eine Linderung der Symptome und eine Verbesserung der Lebensqualität durch wissenschaftlich anerkannte Methoden.
Psychologische Beratung wendet sich an Menschen ohne behandlungsbedürftige Störung, die in einer schwierigen Situation stehen – etwa bei Entscheidungsfragen, Konflikten, Trennung oder Stress. Hier geht es mehr um Klärung, Orientierung und konkrete Lösungsansätze.
Coaching hingegen hat in der Regel einen beruflichen Schwerpunkt: Reflexion der eigenen Rolle, Verbesserung von Führungskompetenzen, Umgang mit Druck und Belastung oder Klärung von Zielen im Arbeitskontext.
2. Wann sollte ich eine Psychotherapie in Anspruch nehmen?
Eine Psychotherapie ist sinnvoll, wenn Beschwerden das tägliche Leben deutlich einschränken oder zu einem erheblichen Leidensdruck führen. Dazu gehören Symptome wie Depressionen, Ängste, Schlafstörungen, Panikattacken, Folgen von Traumata oder psychosomatische Beschwerden.
Auch wenn Konflikte im Alltag, in Beziehungen oder am Arbeitsplatz nicht mehr allein bewältigt werden können, ist Psychotherapie angezeigt. Sie bietet einen geschützten Rahmen, in dem Ursachen verstehbar werden und neue Bewältigungsstrategien erlernt werden können.
3. Welche Themen eignen sich für Coaching?
Coaching richtet sich an Personen, die ihre berufliche oder persönliche Rolle reflektieren und gezielt weiterentwickeln möchten. Typische Themen sind:
• Entscheidungs- und Karrierefragen
• Umgang mit Führungsverantwortung
• Konflikte im Team oder mit Vorgesetzten
• Balance zwischen Beruf und Privatleben
• Verbesserung der Kommunikations- und Handlungskompetenz
Im Coaching geht es weniger um Therapie, sondern um lösungs- und ressourcenorientierte Begleitung in einem klar begrenzten Zeitrahmen.
4. Wie läuft eine erste Sitzung ab?
In der ersten Sitzung geht es vor allem darum, ein klares Bild von deinem Anliegen und deinen Erwartungen zu gewinnen. Wir klären gemeinsam, ob eher eine Psychotherapie, eine Beratung oder ein Coaching passt.
Dazu gehört, Ziele zu formulieren, Rahmenbedingungen zu besprechen und offene Fragen zu klären. Die Sitzungsdauer beträgt in der Regel 50 Minuten. Bei psychotherapeutischer Behandlung über die Grundversicherung (OKP) ist eine ärztliche Anordnung erforderlich, die du zur ersten Sitzung mitbringst.
5. Wer übernimmt die Kosten für Psychotherapie oder Beratung?
Psychotherapie kann über die Grundversicherung (OKP) der Krankenkassen abgerechnet werden, sofern eine ärztliche Anordnung vorliegt. Damit entstehen für dich nur die üblichen Kosten von Franchise und Selbstbehalt.
Psychologische Beratung, Paarberatung und Coaching sind keine Leistungen der Grundversicherung. Sie werden privat in Rechnung gestellt und sind teilweise über Zusatzversicherungen abgedeckt. Die aktuellen Tarife findest du transparent auf der Website.
6. Was ist der Unterschied zwischen Paarberatung und Paartherapie?
Paarberatung richtet sich an Paare, die in einer schwierigen Phase ihrer Beziehung stehen, aber keine psychische Erkrankung oder seelische Störung mit Krankheitswert vorliegt. Es geht um Kommunikation, gegenseitiges Verstehen, das Klären von Erwartungen und das Finden gemeinsamer Wege. Diese Sitzungen sind Privatleistungen.
Paartherapie dagegen ist dann angezeigt, wenn einer oder beide Partner unter seelischem Leiden oder einer psychischen Erkrankung leiden, die sich auf die Partnerschaft auswirkt. Hier handelt es sich um Psychotherapie – sie setzt eine ärztliche Anordnung voraus und kann über die Grundversicherung abgerechnet werden, wobei jeder Partner eine eigene Anordnung benötigt.
7. Welche Methoden werden in der psychologischen Beratung und Psychotherapie eingesetzt?
In der psychologischen Beratung liegt der Schwerpunkt auf personzentrierten, ressourcen- und lösungsorientierten Ansätzen. Ziel ist es, Klarheit zu gewinnen, Handlungsoptionen zu erweitern und vorhandene Stärken zu nutzen.
In der Psychotherapie kommen zusätzlich wissenschaftlich fundierte Methoden zum Einsatz, etwa verhaltenstherapeutische Verfahren, kognitiv-behaviorale Techniken, Psychoedukation, Stabilisierung bei Traumafolgen, achtsamkeitsbasierte Übungen oder emotionsfokussierte Vorgehensweisen. Wichtig ist, dass jede Therapie individuell auf das Anliegen und die Lebenssituation abgestimmt wird.
8. Was kann ich selbst tun, um meine psychische Gesundheit zu stärken?
Psychische Gesundheit lebt von kleinen, regelmässigen Schritten im Alltag. Wichtig sind:
• Struktur: ein geregelter Tagesablauf, ausreichend Schlaf, Pausen.
• Bewegung: regelmässige körperliche Aktivität wirkt stressabbauend und stimmungsaufhellend.
• Soziale Kontakte: Austausch und Unterstützung durch andere Menschen.
• Balance: Achtsamkeit im Umgang mit Medien, Erholung und bewusste Freizeitgestaltung.
• Prävention: rechtzeitig Unterstützung suchen, bevor Probleme zu gross werden.
Für Paare gilt: feste Gesprächszeiten einplanen, einander zuhören ohne sofort zu reagieren, und Konflikte frühzeitig ansprechen.
9. Wie lange dauert eine Therapie oder Beratung in der Regel?
Die Länge einer Beratung oder Therapie hängt stark vom Anliegen und den individuellen Zielen ab. Eine einzelne Sitzung kann manchmal schon hilfreiche Impulse geben, häufig braucht es jedoch mehrere Sitzungen, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen.
In der Psychotherapie wird oft in Blöcken von bis zu 15 Sitzungen gearbeitet, mit der Möglichkeit, die Behandlung je nach Verlauf zu verlängern. Coaching-Prozesse sind meist kürzer und umfassen 3 bis 10 Sitzungen. Beratungsgespräche orientieren sich am jeweiligen Thema und können punktuell oder über einen kürzeren Zeitraum stattfinden.
10. Was soll ich tun, wenn ich mich in einer akuten Notfallsituation befinde?
In akuten Krisen oder bei unmittelbarer Gefahr ist es wichtig, sofort Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wähle die Notrufnummer 144 (Sanität) oder europaweit 112.
In Graubünden kannst du dich rund um die Uhr an die Krisenintervention der PDGR (058 225 20 00) wenden. Ausserdem steht dir die Dargebotene Hand (143) jederzeit für ein vertrauliches Gespräch zur Verfügung.
Bei akuten Suizidgedanken oder schwerer psychischer Not solltest du nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – sei es durch den Hausarzt, den psychiatrischen Notfalldienst oder die nächstgelegene Notfallstation.

