Posttraumatische Belastungsstörung und Psychotrauma

Der wahre Blick aufs Leben

Hiobsbotschaften erreichen uns Tag für Tag. Vom Abgasschwindel über den IS, all die möglichen physischen und psychischen Erkrankungen die da auf uns lauern, das schlechte Wetter, die allgegenwärtige Wirtschaftsflaute und der Einbruch in der Tourismusbranche.

Wir selbst wollen als kritisch denkende Menschen das Negative nicht aus den Augen verlieren, wir wollen ‚realistisch‘ sein und ernst genommen werden. Es mutet dabei schon verdächtig an, wenn jemand uneingeschränkt begeistert und motiviert zu was auch immer Stellung nimmt. Es gehört zum guten Ton auch gewisse Grautöne und Defizite anzusprechen – wir wollen ja nicht auf eine Meinung festgenagelt werden.

Das halb leere Glas dominiert unsere Wahrnehmung des Geschehens und zieht uns in seinen Bann. So könnte man wenigstens meinen, wenn man die Berichterstattung und die Bilder betrachtet, welche uns tagtäglich vermittelt werden. Selbst meine eigenen Aussagen hier bestätigen diese Negativkultur des Kritischen – unglaublich!

Rezept fürs Schöne

Kürzlich traf ich zufällig einen alten Bekannten in einer Kaffee-Bar und auf die Frage nach seinem Befinden sagte er strahlend: Solange wir hier sein und einen feinen Kaffee trinken können, geht es uns gut!

In der Psychotherapie versuchen wir dem Positiven und den Ressourcen mehr Raum zu geben, diese sollen wiederentdeckt und aktiviert werden. Gerne verwende ich dazu das ‚Logbuch der Zufriedenheit‘. Die Anleitung dazu ist ganz einfach: Schreibe in dieses Buch für jeden Tag drei Dinge, die dich gefreut haben. Kleine und auch grössere dürfen es sein. Alles was Spass macht, was mit Stolz erfüllt oder ganz einfach das Herz erfreut.

Nicht ganz so einfach ist die konkrete Durchführung dieses Vorhabens, welche etwas Offenheit sich selbst und der Welt gegenüber und auch Beharrlichkeit erfordert. Regelmässig ertappt man sich dabei wieder in die Abgründe des Dramatischen zu driften und eine innere Stimme meldet sich mit Worten wie: „So gut ist dies oder das nun auch wieder nicht“ oder „Dieses krampfhaft positive Denken ist ja schon fast kitschig!“

Man kann diese Übung natürlich auch ganz im Geheimen machen, ohne sich als Gutdenker zu offenbaren und Gefahr zu laufen, dass man vielleicht belächelt wird. Sich ganz im Stillen, alleine oder zu zweit, überall das Schöne freuen und erleben wie das wirkt. Dankbar erfahren, dass es so tolle Momente im Leben gibt!

Auf dem ‚Beipackzettel‘ steht: Vorsicht, kann Ihr Leben verändern und Sie dürfen dieses Geheimnis auch weiter erzählen!

Erschienen als Kolumne in der SO Oktber 2015