Sprachanalyse und Persönlichkeit – Forschung
Ein Unternehmen aus Deutschland bietet Sprachanalyse – Tools an und verspricht Einblicke in die Persönlichkeitsstrukturen der Menschen.
Sprachanalyse und Inhaltsanalyse sind nicht neu. Das Thema Lügendetektor und Wahrheitsfindung beschäftigt die Psychologie schon seit ihren Anfängen. Bereits in den 80-er Jahren erlebte die Inhaltsanalyse ihren ersten Hype. Alles wurde rein numerisch aufgeschlüsselt und und psychologische Rückschlüsse wurden gezogen. Allzu einfach erschien das System und verlockend die Versprechung, dass Wissen über Persönlichkeit und Handeln resultiert. Diese Versprechungen haben sich nicht bewahrheitet, seither hat sich jedoch viel auf diesem Gebiet getan. Es wird nicht der Inhalt sondern die Form entschlüsselt. Zudem bietet die Informationstechnologie ganz neue Möglichkeiten der differenzierten Analyse auf dem Hintergrund grosser Datenpools. James Pennebaker ist dabei der führende Forscher auf dem Gebiet der Sprachanalyse. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn allzu gross ist der Drang alles zu analysieren ohnehin schon.
Auszüge aus einem Artikel in Zeit Online von S
Selbstversuch. „Wie sieht Ihr Alltag aus?“, fragt die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung. Ich antworte: „Wecker um halb acht, Dusche, Kaffee und Zeitung, ins Büro, recherchieren, schreiben, abends joggen oder Türkisch-Kurs oder Kino.“ Die Stimme stellt weitere Fragen. Und ich antworte, exakt 1.447 Wörter. Mein Gesprächspartner zählt mit. Das fällt ihm nicht schwer, er ist ein Computer. Anhand der 1.447 Wörter soll er meine Persönlichkeit erkennen.
Der Computer steht bei der Firma Psyware in Aachen. Er gehört zu einer ganz neuen Generation von Maschinen. Sie können aus Wörtern mehr herauslesen als der Mensch. Die Software analysiert nicht den Inhalt des Telefonats. Wann ich dusche, interessiert sie nicht im Geringsten. Sie untersucht aber, welche Wörter ich wie oft benutze und in welcher Weise ich sie aneinanderreihe. Welche Pronomen verwende ich, welche Fragewörter, Adverbien, Konjunktionen und wie viele Negationen? Aus all den winzigen Wörtern setzt sie ein Bild meiner Persönlichkeit zusammen.
Aus Worten geheime Gedanken und Botschaften herauszulesen, reizt die Menschen seit je. Sigmund Freud suchte unter dem oberflächlichen Sinn der Worte stets nach tieferer Erkenntnis; der „Freudsche Versprecher“ gehört längst zur Folklore. „Wenn wir etwas darüber erfahren wollen, wie sich Menschen im Alltag verhalten, dann müssen wir untersuchen, wie sie sprechen“, sagt auch der Psychologe Matthias Mehl von der University of Arizona. Er und seine Kollegen verfolgen nun eine neue Strategie: Sie analysieren nicht mehr, was wir sagen – sondern wie wir es tun. „Der Inhalt ist meist durch die Gesprächssituation schon festgelegt“, sagt Mehl. „Psychologisch gesehen ist er langweilig.“
Pionier der automatischen Sprachanalyse ist der klinische Psychologe James Pennebaker von der University of Texas.
Weiterlesen zum Thema Sprachanalyse: http://www.zeit.de/2014/51/woerter-kommunikation-wortwahl
TV-Beitrag auf SRF: http://www.srf.ch/player/tv/einstein/video/james-w–pennebaker-erklaert-wie-seine-sprachanalyse-funktioniert–englischer-originalton?id=0ac0165e-d556-4f0c-a0e8-944195f09e2c